Rückbau in Großheide
Neue Flachwasser-Biotope entstehen – Rückbauarbeiten an der stillgelegten Bohrschlammgrube Victorbur
Unser Projekt im Überblick
In den nächsten Monaten errichten wir neue Flachwasserbiotope an der Straße Zum Königskeil in der Gemeinde Großheide im Landkreis Aurich. Dafür koffern unsere Fachleute und spezialisierte Firmen zwei Becken der stillgelegten Bohrschlammgrube Victorbur aus. Die Arbeiten beenden wir, unter anderem abhängig von den Witterungsverhältnissen, im Jahr 2025.
Damals und Heute
Früher hat die Erdöl- und Erdgasindustrie Rückstände aus der Förderung in sogenannten Bohrschlammgruben, entsprechend dem damaligen Stand der Technik, unter behördlicher Aufsicht, eingelagert. Heute verwerten oder entsorgen die Unternehmen die anfallenden Mengen an Bohrschlamm sofort, das heißt ohne Zwischenlagerung, nach dem Kreislaufwirtschaftsrecht.
Unsere Arbeiten in Großheide
Wir transportieren etwa 46.000 Tonnen ab – neben Bohrspülungsrückständen gehören dazu zum Beispiel auch technisch bedingt zusätzliche Entnahmen von Abdeckboden oder Sohlmaterial.
Der erste Schritt beim Rückbau ist die Erweiterung des Grundwassermessstellennetzes. So ermöglichen wir eine detaillierte Überwachung der Bohrschlammgrube während der Rückbauarbeiten. Insgesamt entstehen 12 neue Messstellengruppen mit einer Tiefe von bis zu 150 Metern.
Schon teilweise parallel zu den Bohrarbeiten wird ein Fachunternehmen auf der Bohrschlammgrube aktiv. Nach der Einrichtung der Baustelle wird die teilweise wiederverwendbare Bodenabdeckung von den Becken abgetragen. Die torfhaltige Erde lagern wir vor Ort bis zum Wiedereinbau zwischen. Im nächsten Schritt vermischt das Team vor Ort das Deponat, zur Herstellung der notwendigen Stabilität, mit einem Bindemittel auf Zementbasis. Anhand der Ergebnisse einer Deponatanalytik im Labor ordnen
Fachleute die Materialien geeigneten Entsorgungsanlagen zu. Lastkraftwagen transportieren die, mit Planen abgedeckten, Inhaltsstoffe der Becken ab. Nach der Beckenleerung überprüfen externe Gutachter die Einhaltung der festgelegten Sanierungswerte in den Aushubsohlen.
Nun steht die Renaturierung der beiden ehemaligen Becken zu Flachwasserbiotopen auf dem Programm. Dazu gehört zum Beispiel die Abflachung der Böschungen und die Gestaltung der Landschaft mit geeignetem Sand und dem zwischengelagertem Abdeckboden. Nach Abschluss der Arbeiten entsteht eine aus naturschutzfachlicher Sicht wertvolle Fläche, die vielen Arten als Lebensraum dienen kann.
Die Bauarbeiten und LKW-Transporte finden ausschließlich tagsüber statt. Es fahren wochentags voraussichtlich maximal 20 LKWs pro Tag in einem Zeitraum von etwa fünf Monaten – vorab ist die Einrichtung der Baustelle erforderlich, im Anschluss Arbeiten zur Renaturierung des Geländes.
Die Bauarbeiten in der Gemeinde Geeste sind abgeschlossen. Mittlerweile ist von der Bohrschlammgrube Erika nichts mehr sichtbar.
Insbesondere im Emsland haben wir bereits große Rückbauprojekte von Bohrschlammgruben umgesetzt. Die sanierten Standorte fügen sich heute in die natürliche Umgebung ein und sind als Acker- und Grünflächen für Uneingeweihte nicht mehr erkennbar. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt und sind für die Auskofferungen in Großheide sehr gut vorbereitet.
Seltene Orchideen im Fokus
Am Standort der geplanten Baustelle wachsen wildlebende Orchideen – das gefleckte Knabenkraut und der Sumpf-Stendelwurz. Zum Schutz der seltenen Pflanzen haben wir eine Biologin mit der Umsiedlung der Orchideenpopulation beauftragt.
Historie der Bohrschlammgrube Victorbur
Die Preußische Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft, ein Vorgängerunternehmen von Neptune Energy, hat im Jahr 1963 den Deponiebetrieb aufgenommen. In der Bohrschlammgrube Victorbur wurden bis 2005 Rückstände aus der Erdöl- und Erdgasförderung eingelagert – nicht wiederverwertbare Bohrspülungen und im Bohrprozess anfallende Gesteinspartikel. Das Grubensystem Victorbur besteht aus sieben Einzelbecken, von denen bereits zwei geräumt wurden und zwei weitere mit einer qualifizierten Oberflächenabdichtung versehen worden sind. Teile des Geländes sind bereits rekultiviert und bilden schon heute ein Flachwasserbiotop.
Hintergrund der geplanten Baumaßnahmen
Nachdem unsere Grundwassermessstellen erhöhte Salzgehalte im Umfeld der Bohrschlammgrube nachgewiesen haben, untersuchten Fachleute die betroffenen beiden Becken im Jahr 2021 mit sogenannten Rammkernsondierungen, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Hierbei haben Expert:innen auch im Deponat erhöhte Salzgehalte und Ölanhaftungen festgestellt.
Beide Becken stammen aus der Anfangszeit des Deponiebetriebs. Entsprechend des damaligen Standes der Technik war zwar von einer Selbstabdichtung der Becken durch die eingelagerte Tonspülung auszugehen, eine Folienauskleidung der Gruben ist aber ebenso wie eine Oberflächenabdeckung seinerzeit nicht vorgenommen worden.
Daher haben wir, unverzüglich nach Bekanntwerden der Ergebnisse, die vollständige Räumung beider Becken beschlossen. Im Rahmen eines umfassenden behördlichen Genehmigungsverfahrens wurde das Neptune Energy-Projektteam verpflichtet, vorab verschiedene Auflagen zu erfüllen – unter anderem Untersuchungen des Untergrundes durch sogenannte geoelektrische Messungen und Leitfähigkeitsdrucksondierungen. Im Jahr 2024 haben wir die finale behördliche Erlaubnis zum Start der Rückbauarbeiten erhalten.
Kontakt
Annika Richter
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 511 / 87 98 96 00
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